Stadttaubenprojekt

Antrag der FDP-Fraktion
Artikel Tauben Wesel Taubenpopulation Kommune
Artikel der Rheinischen Post vom 20.12.21

Sehr geehrte Frau Westkamp,

die FDP beantragt eine feste und regelmäßige finanzielle Unterstützung für den Verein
Stadttaubenprojekt Wesel-Hamm, um die durch die über 10-jährige Vorarbeit des Vereins
(gemeinnützig) geschaffene positive Hygienesituation der Innenstadt mit Hilfe der
Bestandsregulierung der Taubenpopulation mindestens auf diesem Level zu halten und sie weiter
fortzuführen. Diese Unterstützung läuft mittlerweile in einigen NRW-Städten, z.B. Düsseldorf, in
Dinslaken ist das in Vorbereitung.

Die Situation:

Ende Dezember gab es in der örtlichen Presse durch die ehrenamtliche Leiterin Frau Silja Meyer-
Suchsland eine umfangreiche Berichterstattung zum Thema: „Tauben in der Innenstadt“. Unterstützt
wurde sie hier in der Presse vom Eigentümer des Hauses Hohe Straße 6, Herrn Stefan Möllenbeck.
Waren die Überschriften auch sehr unterschiedlich, so las sich der Kern immer gleich:
Das einstmals riesige Taubenproblem in der Weseler Innenstadt hat sich ungemein verkleinert und
wird von der Bevölkerung nicht mehr als ästhetische und hygienische Störung und Belästigung
wahrgenommen – nun aber zeigen sich einschneidenden Wirkungen auf die Finanzierung des
Stadttaubenprojektes.

Das einstmalige Vereinsprojekt einzelner Tierschützer ist schon lange kein Liebhaberprojekt mehr. Es
ist eine umfassende städtebauliche Maßnahme, ein Wohlfühlfaktor geworden zur städtischen
Hygiene in der Innenstadt, von dem umfassend die Stadt Wesel, die Hauseigentümer, die
Geschäftsinhaber und nicht zuletzt die Kunden der Innenstadt sehr profitieren. Zur Weiterführung
der Vereinstätigkeit ist es zwingend notwendig, die bisher mindestens auch immer zur Hälfte
durchgehend durch Privatleute gesponserten Gelder durch städtische Gelder zu ersetzen. Da die
meisten Geschäfte mittlerweile nicht mehr eigentümergeführt sind oder die Eigentümer nicht als
Person ansprechbar sind, ist es Frau Meyer-Suchsland nicht zuzumuten, dass sie außer der
umfangreichen Organisation der Mitarbeiter und der durchzuführenden Arbeiten die finanzielle
Akquise für eine Tätigkeit macht, die unbedingt im Interesse der Öffentlichkeit liegt.
Die tierschützerischen Tätigkeiten sollen weiterhin in der Verantwortung des Vereins bleiben.

Die Stadt Wesel und die Werbegemeinschaft Wesel haben sich in der zurückliegenden Zeit bis heute
kaum an den Kosten beteiligt, die ASG nimmt manchmal volle Müllsäcke mit; die Unterstützung bei
einer Sponsorensuche ist zu dünn.

Was passiert mit der Innenstadt, wenn sich der Verein aus Geldmangel auflösen muss?

Folgende Sach- und Personalkosten legt der Verein offen:

Stadttaubenprojekt Wesel-Hamm/Kostenaufstellung Betrieb i. Mon. (für aktuell zurzeit rund 270
betreute Stadttauben) 07.01.2022 /SMS

1. Taubenhaus auf Parkdeck/Kaufhof Wesel Total: 150 Euro
Futterkosten: 70 Euro (5 Sack zu 14 Euro)
Aufwandsgelder: 50 Euro
Pro Helfer Hygienemittel: 30 Euro

2. Taubenhaus auf Klärwerksgelände, Wesel Total: 150 Euro
Futterkosten: 70 Euro (5 Sack zu 14 Euro)
Aufwandsgelder: 50 Euro
Pro Helfer Hygienemittel: 30 Euro

3. Taubenhaus im Domviertel, Wesel Total: 80 Euro
Futterkosten: trägt seit 2017 das MHW
Aufwandsgelder: 50 Euro
pro Helfer Hygienemittel: 30 Euro

4. kontrollierte Fütterungsstelle seit 02/2019 am Bahnhof Total: 20 Euro
Futterkosten: 20 Euro

Insgesamt werden für den Betrieb der Stadttaubenhäuser 400 Euro pro Monat benötigt.
Die Kosten für den Betrieb der Auffangstation für verletzte Stadttauben und Brieftauben sowie die
laufenden Tierarztkosten finanziert das Projekt weiterhin durch Spendengelder.

Michael Oelkers 
Fraktionsvorsitzender

Dagmar Ewert-Kruse
Sachkundige Bürgerin

Artikel Tauben Wesel Taubenpopulation Kommune
Artikel der NRZ vom 18.12.21

Stadttauben in Wesel - / gefährdeter Erfolg in Wesel

In Wesel sind die Taubenschwärme über den Häusern und verdreckte Balkone und Fenster
kein Gegenstand der öffentlichen Diskussion mehr. Dieser Erfolg ist dem ehrenamtlich
arbeitenden Verein „Stadttauben Wesel-Hamm e.V.“ unter der Leitung von Frau Silja Meyer-
Suchsland aus Wesel zu verdanken, die seit 2010 kontinuierlich, ehrenamtlich, unter
Ausschöpfung aller selbstgesuchten unterstützenden Maßnahmen und Spenden das
Taubenmanagement durch Bestandsregulierung, eingeschlossen die Reinigung der
Fütterumgebung (Schlag) vorangetrieben hat.
Das Problem: Die Tauben als Problem der städtischen Hygiene werden nicht mehr so
empfunden; das Sponsoring hat deutlich nachgelassen
(s. Weseler Presse von Mitte Dezember 2021)

FRAGE: Was geschieht, wenn der Verein nicht mehr in der Lage ist, das Management
fortzuführen?

Verhalten der Stadttauben
Das Vorkommen von Stadttauben ist vergleichbar mit dem streunender Hunde und Katzen.
Daher haben auch hier Städte und Kommunen von Gesetzes wegen für die Unterbringung
und Versorgung aufzukommen. Tauben gelten ebenso als verwahrloste Haustiere.
Bei Fütterungsverbot oder auch bei Einstellen der Betreuung vermehren sich die Tauben
durch sog. NOTBRÜTEN besonders schnell. Das Brutverhalten ist durch den Menschen
angezüchtet: bis zu 7 Bruten im Jahr mit jeweils 2 Nachkommen. Nicht Vergrämung,
sondern nur Geburtenkontrolle (wie hier in Wesel) führt zu einem Rückgang der Population.

Die rechtliche Stellung der Stadttaube in Deutschland:

Da die Stadttaube kein Wildtier ist, fällt sie nicht unter das Bundesjagdgesetz. Zudem ist sie
gemäß § 2 Punkt 12 des Infektionsschutzgesetzes NRW (IfSG) kein klassischer Schädling.
Vergiften, Abschuss und ähnliche Methoden zur kurzfristigen Taubenreduktion verstoßen
gegen das Tierschutzgesetz, ebenso das Fütterverbot durch eine Kommune.
Stadttauben sind Fundtiere nach dem BGB §§ 965 bis 976, insbesondere § 973.
Dazu gibt es Gerichtsurteile: AG Schorndorf, 3 Owi 79/97/173 Js 54991/97
und Gutachten: Dr. jur. Christian Arleth, Dr. med. vet. Jens Hübel - Rechtsgutachten
Stadttaubenschutz, 29.10.2021

Taubenmanagement ist damit Aufgabe der Kommunen.

Best Practice: Betreute Schläge, so wie hier in Wesel.